Die Tagung wurde vom Wissenstransferprojekt GeisTreich und dem Kompetenzzentrum Kulturlandschaft (KULT) der Hochschule Geisenheim in Kooperation mit der Bürgerstiftung Unser Land! organisiert. Als zweite Tagung dieser noch jungen Veranstaltungsreihe zur Zukunft der regionalen Kulturlandschaft zog sie über 90 Teilnehmende an – darunter Fachleute aus Weinbau, Kommunen, Verwaltung, Naturschutz und Wissenschaft. Gemeinsam arbeiteten sie daran, visionäre Konzepte für die sich wandelnde Rheingau-Landschaft zu entwickeln.
Durch das Programm führte Dr. Verena Rossow vom Institut für sozial-ökologische Forschung (ISOE), das Projektpartner bei GeisTreich ist. Prof. Klaus Werk, Vorsitzender der Bürgerstiftung, und Prof. Dr. Hans Reiner Schultz, Präsident der Hochschule Geisenheim, stimmten auf die thematischen Schwerpunkte ein. In einem gemeinsamen Vortrag hoben die Professor:innen Manfred Stoll (Weinbau), Ilona Leyer (Ökologie) und Eckhard Jedicke (Kulturlandschaft) hervor, dass der gegenwärtige Wandel im Weinbau auch Chancen mit sich bringe: Durch die freigewordenen Flächen entstünden Möglichkeiten, die Landschaft als Produktions-, Erholungs- und Lebensraum weiterzuentwickeln und den Herausforderungen der Klimakrise besser gerecht zu werden. Das Animationsvideo ‚Landschaft ist veränderbar‘ (abrufbar u. a. auf YouTube) veranschaulicht diese Vision beispielhaft: eine Weinbergsflur, die sich von einer monotonen Landschaft zu einem abwechslungsreichen und attraktiven Raum entwickelt, der neben der Traubenproduktion vielfältige Funktionen erfüllt.
Chancen für die Landschaft – Chancen für die Wirtschaft
Die Vortragenden stellten Ergebnisse einer Befragung regionaler Akteur:innen vor, die zeigen, dass eine multifunktionale und vielfältige Weinbau-Landschaft mit den Bedürfnissen und Ansichten der Winzerinnen und Winzer, Kommunen und Behörden sowie Naturschutz-Organisationen korrespondiert.
Dominik Russler, Geschäftsführer des Rheingauer Weinbauverbandes, machte auf das ungehobene Potenzial des Rheingaus für die weintouristische Vermarktung aufmerksam, die ein wichtiger Baustein gegen die Absatzkrise sei. Der Rheingau punkte mit seiner einzigartigen Landschaft aus Wald, Weinbergen und Rhein. Russler rechnet mit 10 bis 20 Prozent weniger bewirtschafteter Rebfläche in den nächsten Jahren. Diese zum Teil für Alternativkulturen und Gehölze zu nutzen, wäre ein Gewinn für die Kulturlandschaft. „Die Visionen, die wir heute hier diskutieren, sind Wirtschaftsförderung pur“, unterstrich auch Patrick Kunkel, Bürgermeister der Stadt Eltville. Er beleuchtete die Situation aus kommunaler Sicht.
An vier parallelen Thementischen entwickelten die Teilnehmenden am Nachmittag Visionen für alternative Nutzungen von Weinbergsbrachen und übergreifenden Flächen und erörterten fördertechnische und rechtliche Implikationen sowie gesellschaftliche Erwartungen. Die Vorschläge werden in die aktiven Netzwerke im Rheingau einfließen, um so manche Idee Realität werden zu lassen.
Zum Abschluss der Veranstaltung betonten die Teilnehmenden, wie wichtig die Zusammenarbeit aller Akteur:innen sei, um Lösungen für die Rheingau-Landschaft zu entwickeln, die sowohl dem Weinbau, der regionalen Wirtschaft als auch der Gesellschaft zugutekommen. Eine digitale Abfrage zu den Inhalten der nächsten Tagung ergab, dass eine Weiterführung und Vertiefung dieses Themas gewünscht ist.
Weitere Informationen zur Regionalbefragung und dem Animationsfilm unter https://geistreich.hs-geisenheim.de




