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Schon im Vorfeld hatte die Vereinigung Ehemaliger Geisenheimer „VEG Geisenheimer Alumni Association" für ihr Event geworben. „Es ist eine Veranstaltung, wie sie es in dieser Form wohl noch nicht gegeben hat. Sie zeigt, wie tiefgreifend die Hochschule Geisenheim die deutsche Weinbranche prägt – denn ein Großteil der Winzerinnen und Winzer, die an diesem Abend ihre Weine präsentieren, sind Geisenheimer Ehemalige. Sie zählen zu den bedeutendsten Persönlichkeiten ihres Fachs". Ausgangspunkt war die Bilderserie „13" von Michael Apitz. 2008 hatte er in Zusammenarbeit mit dem VDP.Deutschland 13 Gemälde von berühmten Weinbergslagen in Deutschland geschaffen – jeweils eine Lage in einem der 13 Weinanbaugebiete. Die Originale, seinerzeit erstmals beim Ball des Weines präsentiert, sind längst alle verkauft und haben ihren Weg sogar bis nach Amerika gefunden. Doch es gibt – in limitierter Auflage – hochwertige Nachdrucke der Bilder. Durch freundschaftliche Beziehungen zu VEG-Präsident Robert Lönarz und Sebastien Loison, Betreiber der Mensa der HGU kam es zu einer Ausstellung dieser Nachdrucke in der Mensa. Eine Idee, die bei Studierenden wie auch Beschäftigten der Hochschule sehr gut ankommt. Als „kleines Dankeschön" an Apitz schmiedeten Loison und Lönarz den Plan einer Weinprobe in der Mensa – und zwar mit Weinen aus den jeweiligen im Bild festgehaltenen Spitzenlagen. Was als „verrückte Idee" (Michael Apitz) begann, entwickelte eine Eigendynamik, die in einem 13-gängigen Gourmet-Menü mit Speisen endete, die perfekt auf die Weine abgestimmt waren. Und um das Ganze abzurunden, steuerte Martin Seidler noch eine lyrische Ergänzung bei, indem er aus dem Gedichtzyklus „Die 13 Monate" von Erich Kästner las. Dessen berühmtes Zitat „Es gibt nichts Gutes, außer: Man tut es" stellte auch das Leitmotiv und das Engagement aller Beteiligten dar.
„Wer an diesem Abend teilnimmt, wird nicht nur herausragende Weine erleben, sondern ein Stück gelebter deutscher Weinkultur und ein eindrucksvolles Statement für die Bedeutung der Hochschule Geisenheim und ihrer Alumni. Dieser Abend ist mehr als „nur" eine Weinverkostung", beschrieb Robert Lönarz das „Gesamtkunstwerk, das zeigt, wie exzellent, vielfältig und stilprägend die deutsche Weinlandschaft heute ist".
Bonbon für Ehemalige
Zeitlich verbunden mit der alljährlichen Mitgliederversammlung der VEG gab es für die aus dem gesamten deutschen Sprachraum angereisten Ehemaligen ein Bonbon. Statt des regulären Ticketpreises von 190 Euro konnten sie die Tickets für 130 Euro erwerben – angesichts der gebotenen Qualität ein echtes Schnäppchen.
Diese Preise konnten wir nur deshalb halten, so Robert Lönarz, weil viele der beteiligten Winzer ihre Weine vergünstigt oder gar zum Nulltarif zur Verfügung stellten. Rund 8.000 Euro betrug der Gegenwert dieser Spitzenweine. Verkostet wurden sie aus Gläsern der Serie „Josephine II" der JosephinenHütte. Das mundgeblasene Designerglas mit dem charakteristischen Knick im Glas kostet pro Stück 64 Euro. ,,Wir mussten dafür nur die Versicherung für die Gläser zahlen", erläuterte Lönarz. Stellten die Gläser für die mehr als 100 Gäste doch einen Gegenwert von 13.500 Euro dar. Wasser stiftete Staatlich Fachinger. Und zuletzt hatte Sebastien Loison der VEG Sonderkonditionen eingeräumt. Mit seinem 20-köpfigen Küchen- und Serviceteam sorgte er dafür, dass seine kulinarischen Kreationen in der stimmungsvoll zu einem Festsaal umdekorierten Mensa bei den Gästen – im doppelten Wortsinn – bestens ankamen.
Royaler Glanz
Persönliche Verbindungen waren es auch, die dem Event königlichen Glanz verliehen. Die frisch gekürte Deutsche Weinkönigin Anna Zenz ist wie Robert Lönarz an der Mosel zuhause. Zufälligerweise sind sie sogar in der gleichen Gemeinde Ediger-Eller aufgewachsen. Die charmante Weinmajestät zeigte sich in ihrem Grußwort gespannt auf die bevorstehende Genussreise. ,,Alle 13 deutschen Anbaugebiete in einer Weinprobe, teilweise sogar von den Winzern selbst kommentiert". Sie habe noch nie etwas Vergleichbares erlebt. Dass sie damit nicht allein war, bestätigte ihr Robert Lönarz gerne. ,,Du bist sicherlich nicht die Einzige". Auch er habe – wie wahrscheinlich auch keiner der übrigen erwartungsfrohen Gäste – eine so umfassende Weinprobe, verbunden mit Kunst und Kulinarik erlebt. Unter den Gästen war auch die erst seit Juli amtierende Geschäftsführerin des Deutschen Weininstituts und zugleich Vorständin des Deutschen Weinfonds (DWF) Melanie Broye-Engelkes. Den hohen Stellenwert, den die „WeinSoiree der Extraklasse" auch hochschulintern genoss, spiegelte sich in Person der beiden Probenleiter wider. Mit den Professoren Dr. Monika Christmann und Dr. Otmar Löhnertz hatte die VEG zwei Ikonen der deutschen Weinwissenschaft für die Moderation aufgeboten. Für die Poetik stand schließlich Martin Seidler, der nach jedem Gang ein – von passender Musik begleitetes – Gedicht aus dem Zyklus „Die 13 Monate" von Erich Kästner vortrug. ,,Die 13 Monate" waren Erich Kästners letzter Gedichtband, erschienen im Jahr 1955. Kästner beschreibt darin die zwölf Monate des Jahres in poetischer Form und fügt einen fiktiven Schaltmonat hinzu, der in sich das Beste aller Jahreszeiten vereint. Es spricht für den Medienprofi, dass er es auch nach mehr als sieben Stunden schaffte, die Zuhörer in seinen Bann zu schlagen.
„Entspannt mit strengem Zeitplan"
Robert Lönarz und seine Kolleginnen aus dem VEG-Vorstand – namentlich nannte er Ruth Lehnart, Jasmin Kettenbach, Heike Fuhrmann und Karina Klotz – wussten, dass sie sich ein ambitioniertes Programm ausgedacht haben. Die Vorgabe, ,,entspannt mit einem strengen Zeitplan" zu arbeiten, schien fast wie die Quadratur des Kreises. Doch dank des guten Zusammenspiels von Michael Apitz, der zu jedem seiner Bilder eine kurze Einführung gab und seine Sicht der Weine vorstellte, den Probenleitern Monika Christmann und Otmar Löhnertz, Martin Seidler sowie Sebastien Loisons Küchenteam konnte der Zeitplan eingehalten werden. Gestartet um 15:13 Uhr – die 13 war auch hier dem Leitmotiv 13 geschuldet - ging es schon auf Mitternacht zu, als die Servicekräfte ihre letzten Weine ausschenkten und die letzten Speisen auftrugen. Mit stehenden Ovationen wurden sie und die Köche gefeiert. Eine schöne Geste auch, dass mit dem 46-fachen Fußball-Nationalspieler Garsten Ramelow ein prominenter Gast sich nicht zu schade war, für das Loison-Team um TrinkgeldSpenden zu werben. Ein Ansinnen, dem die Gäste freigiebig folgten.
Bardongs Abschied
Begonnen hatte der genussreiche Abend mit einer traurigen Nachricht. Norbert Bardong, renommierter Sektmacher aus Geisenheim verknüpfte die Vorstellung seines Begrüßungssekts, eines „2022er Erbacher Honigbergs Riesling brut" mit der Ankündigung, dass er seine Sektmanufaktur Ende des Jahres schließen werde. 41 Jahre lang führte er zusammen mit seiner Frau Renate die Kellerei. Sein Erfolgsrezept war die traditionelle Flaschengärung, verbunden mit der Philosophie „eine Rebsorte, eine Lage, ein Jahrgang". ,,Wir wollten nicht, dass wir unsere Kellerei abgeben und ein neuer Besitzer mit einem anderen Konzept unter unserem Namen weitermacht", begründete Renate Bardong das endgültige Aus.
Vinophile Deutschlandreise
In der Folge eröffnete sich den Gästen ein vinophiler Rundgang durch die renommiertesten Lagen Deutschlands. Vom Heppenheimer Steinkopf über das Westhofener Kirchspiel und den Erbacher Marcobrunn bis zum legendären Forster Kirchenstück, vom fränkischen Homburger Kallmuth über die sächsische Spitzenlage Schloss Proschwitz bis hin zum Freyburger Edelacker in Saale-Unstrut, vom Nahe-Klassiker Wallhäuser Johannisberg über die weltberühmte Wehlener Sonnenuhr an der Mosel, vom Mittelrhein-Juwel Bacharacher Hahn bis zum Lemberger aus dem Neipperger Schlossberg in Württemberg und schließlich zu den großen Spätburgundern aus dem Wallporzheimer Kräuterberg an der Ahr und dem lhringer Winklerberg in Baden stellten Monika Christmann und Otmar Löhnertz Weine vor, deren Auswahl einer Parade deutschlandspezifischer Spitzenlagen glich. Zum Teil waren auch Vertreter der Winzer nach Geisenheim gekommen, um ihre Weine persönlich vorzustellen. Für den Moselwein übernahm diese Aufgabe die Deutsche Weinkönigin Anna Zenz. Etwas wehmütig wurde es, als der Spätburgunder von der Ahr vorgestellt wurde: Ein Wein aus dem Weingut Meyer-Näkel aus dem Jahr 2021 –jenem Jahr, in dem die Flutkatastrophe über das kleine Anbaugebiet hereinbrach. Bei vielen Gästen schwang auch die Erinnerung an Werner Näkel mit. Die Rotwein-Legende verstarb im September im Alter von 72 Jahren.
Sterne-Niveau
Jeder der 13 exzellenten Gänge der Speisenfolge wurde zu einer kulinarischen Hommage an den jeweiligen Wein. Selbst renommierte Fachleute – und das waren an diesem Abend fast alle – staunten über die Perfektion, wie die einzelnen Gerichte auf die korrespondierenden Weine abgestimmt waren. Er brauche nur die detaillierten Analysedaten, freute sich Sebastien Loison über die Lobeshymnen aus berufenem Munde. Er wollte aber nicht preisgeben, wie viele schlaflose Nächte ihn die Konzeption des Menüs gekostet hatte. Unbestritten aber blieb, dass das gastronomische Niveau eine Qualität erreichte, wie man sie üblicherweise nur in exklusiven Sternehäusern findet.
Ein Bericht von Hans-Helmut Schmitt.












