Kulturlandschaften unterliegen in der heutigen Moderne einem starken Änderungsdruck und Wandel. Die Inanspruchnahme der Landschaften durch Intensivierung der Landnutzung (Land- und Forstwirtschaft, Siedlungsbau, Energiegewinnung etc.) führt zu immer tiefgreifenderen Veränderungen dieser hochwertigen Kulturlandschaften. Wertbestimmende Merkmale gehen unwiederbringlich verloren – wie z. B. historische Elemente und biologische Vielfalt.
Das Kompetenzzentrum Kulturlandschaft bearbeitet in einem kooperativen Netzwerk diese aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen einer nachhaltigen Entwicklung der Kulturlandschaft. Hierzu führen wir Fachveranstaltungen und Weiterbildungen durch und bringen damit die Entwicklung fachlicher Standards voran.
Das Netzwerk versteht sich als "Denkfabrik", die den fachlichen Diskurs zu neuen und aktuellen Themen zwischen Experten aus Wissenschaft und Praxis fördert und daraus Initiativen entwickelt. Dieses können Bildungs- und Informationsangebote ebenso wie Forschungs- und Praxisprojekte sein.
Es will den „State-of-the-art“ zu aktuellen Fragen des Naturschutzes und der Kulturlandschaftsentwicklung pointiert darstellen, Kenntnis- und Umsetzungsdefizite identifizieren und Lösungsmöglichkeiten aufzeigen.
Wenn Sie in das Netzwerk aufgenommen werden möchten, schreiben Sie uns bitte eine Mail.
Nische des Kompetenzzentrums ist die enge Vernetzung von Wissenschaft und Praxisanwendung – ganz besonders hier bestehen große Defizite in Bund und Ländern.
Es wird ein Akteurs-Netzwerk im Dreieck von anwendungsorientiert fördernden Geldgebern, Forschungsnehmern und Praxispartnern aufgebaut, welche an der direkten Umsetzung von Forschungsergebnissen in ihrer täglichen Arbeit interessiert sind.
Im Ergebnis wird praxisorientierter als bisher an den drängendsten Fragen der Kulturlandschaftsentwicklung gearbeitet. Dazu vernetzen sich Akteure verschiedenster Disziplinen.
Vorgesehen ist die Schaffung eines modularen, berufsbegleitenden Fortbildungssystems. Die Angebote sollen unterschiedliche Formate von ein- bis mehrtägigen Seminaren bis hin zu berufsbegleitenden Master-Studiengängen umfassen.
Die Weiterbildung soll nicht allein in Geisenheim stattfinden, sondern in einem bundesweiten Verbund. In vielen Fällen werden Methoden des selbstbestimmten eLearnings mit Präsenzphasen genutzt.
Im Fokus des Projekts stehen Wildpflanzen für Ernährung und Landwirtschaft (WEL), d.h. wildwachsende Verwandte der Kulturpflanzen und potenziell für Ernährung und Landwirtschaft nutzbare Pflanzenarten. Sie sind häufig nicht Zielarten von Erhaltungsmaßnahmen. Für den Ausbau des Netzwerks Genetischer Erhaltungsgebiete Deutschland werden wir Schirmarten für WEL identifizieren, WEL-Hotspots für die Einrichtung genetischer Erhaltungsgebiete (GenEG) benennen und GenEG in Modellregionen einrichten. Mit der Fokussierung auf WEL-Hotspots und dem Schirmartenansatz, bei dem mehrere Arten vom Management für einige wenige Arten profitieren, zielt das Projekt darauf ab, möglichst viele WEL und deren innerartliche Vielfalt unter Aufwendung möglichst weniger Ressourcen zu bewahren. Ein GenEG ist definiert als eine Fläche, die für aktive und dauerhafte Erhaltungsmaßnahmen ausgewiesen wird und auf der Management und Monitoring der genetischen Vielfalt natürlich vorkommender Wildpflanzen-Populationen erfolgen. Die aktive Erhaltung soll dabei prioritär für WEL-Arten mit wirtschaftlicher Relevanz stattfinden. Eine vorläufige Liste prioritärer Arten (134 Taxa) hat der Beratungs- und Koordinierungsausschuss für genetische Ressourcen landwirtschaftlicher und gartenbaulicher Kulturpflanzen (BEKO) im Jahr 2019 verabschiedet. Die GenEG-Erhaltungstechnik wurde in mehreren Projekten (Wildsellerie, Wildapfel, Wildrebe, Grünland) erprobt, die stets von einem engen Artenspektrum oder ähnlichen Biotoptypen ausgingen. Im Gegensatz zu diesen Projekten liegt der Schwerpunkt nun auf WEL-Hotspots in verschiedenen Biotoptypen. Damit hat das Projekt einen breiteren und grundlegend neuen Ansatz. Da die langfristige Finanzierung von GenEG noch nicht gesichert ist, werden Empfehlungen für die strukturelle Finanzierung erarbeitet.
Zielarten:Wildpflanzen für Ernährung und Landwirtschaft (WEL), insbesondere die, welche entsprechend des BEKO als bedeutende Ressource für die Pflanzenzüchtung prioritär zu erhalten sind
Projektziele:Effiziente Erhaltung und erleichterter Zugang zu pflanzengenetischen Ressourcen durch
Vorgehensweise
Zuerst werden wir Fundortangaben zu WEL-Arten in Deutschland sammeln, eine Inventarliste erstellen und WEL-Arten-Hotspots identifizieren. Für WEL-Arten in den Hotspots werden wir mittels der Art-Häufigkeit, Sensibilität gegenüber Störungen und Anzahl sympatrischer Vorkommen mit anderen Arten den Schirmarten-Index nach Fleishman et al. (2000, 2001) berechnen. Mittels weiterer Kriterien in Anlehnung an Jedicke (2016) werden wir schließlich die WEL-Schirmarten bestimmen. Anschließend werden wir rund 100 Hotspot-Flächen mit Schirmarten als Kandidaten für GenEG identifizieren. Für mindestens 30 dieser Flächen werden im Sommer des Jahres 2021 Vor-Ort-Begutachtungen zur Erfassung von WEL sowie zur Evaluierung des Erhaltungszustandes und des Managements der WEL-Schirmarten stattfinden. Von zwei WEL-Schirmarten werden wir dabei Blattproben mehrerer Vorkommen für die Untersuchung genetischer Differenzierungsmuster sammeln. Anhand der Evaluierung und der Ergebnisse der genetischen Analyse werden zum Jahr 2023 Flächen für die Einrichtung von GenEG nominiert werden. Relevante Fördermöglichkeiten werden wir evaluieren und Maßnahmen- und Finanzierungsvorschläge zur In-situ-Erhaltung von WEL erarbeiten. Bei Flächen, für die die Einrichtung von GenEG vorgeschlagen wird, werden standortspezifische Planungen zur Erhaltung der WEL-Vorkommen und die Sammlung von Saatgutproben zur Einlagerung in die Genbank WEL sowie die Abstimmung mit lokalen Akteuren erfolgen, um mindestens 15 GenEG einzurichten.
Projektpartner
Kontakt
Julius Kühn-Institut (JKI) – Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen
Institut für Züchtungsforschung an landwirtschaftlichen Kulturen
Nadine Bernhardt
Erwin-Baur-Str. 27, 06484 Quedlinburg
E-Mail: nadine.bernhardt(at)julius-kuehn.de
Tel.: 03946/47-701
Projektträger: Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE), Förderkennzeichen 2819BM040
Projektlaufzeit: 1. Juli 2020 – 31. Dezember 2023
Das digitale System KuLaDig (Kulturlandschaft Digital) zur Erfassung und Darstellung von Kulturlandschaftselementen wird zur Lösung einer Vielzahl verschiedener kulturlandschaftlicher Fragestellungen genutzt, etwa in der Regionalentwicklung, dem Naturschutz, der Umweltbildung und dem Tourismus. Um die Vernetzung unter den verschiedenen KuLaDig-Akteuren zu fördern und Synergien für die Zukunft freizusetzen, wurde unter dem Dach des KULT ein länderübergreifender KuLaDig-Arbeitskreis gegründet. Dieser trifft sich in regelmäßigen Abständen.
Die von der Natur erbrachten Ökosystemleistungen haben eine grundlegende Bedeutung für das menschliche Leben, denn die Kulturlandschaft und Landschaftsentwicklung ist ohne fruchtbare Böden, sauberes und verfügbares Wasser, Biodiversität, dem Schutz vor Naturgefahren und der Erholungsleistung der Natur nicht funktionsfähig. Agrarökosysteme sind Bestandteile der Kulturlandschaft, die selbst Ökosystemleistungen erbringen, welche sich wiederum bei nicht nachhaltiger Nutzung auf die Leistungen der Natur negativ auswirken: Nitratbelastung, Pestizidrückstände, Wasserverschmutzung, Bodenerosion oder Monokulturen verringern unsere Lebensqualität.
Wie eine zukunftsweisende Entwicklung der Kulturlandschaft aussieht und wie das Konzept der Ökosystemleistungen als Instrument der Landschaftsentwicklung eingesetzt wird, damit befasst sich die AG Ökosystemleistungen im Kompetenzzentrum Kulturlandschaft bei regelmäßigen Treffen. Ansprechpartner ist Dr. Martin Reiss an der Hochschule Geisenheim University.
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5. und 6. Mai 2022: Tagung "Graben wir uns das Wasser ab - Herausforderungen und Lösungsansätze für einen zukunftsfähigen Umgang mit der Hydrologie von Wäldern". Anmeldung hier. Eine Veranstaltung des KULT, Landesforsten Rheinland-Pfalz, des Regionalbündnisses Soonwald-Nahe und dem Bundesverband Beruflicher Naturschutz (BBN)
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