HeFDI: Hessische Forschungsdateninfrastrukturen

Digitale Forschungsdaten

Viele Forschungsfelder setzen in wachsendem Maße auf digitale Forschungsdaten. Ihre Menge wächst dabei stetig an, ebenso vervielfachen sich die Möglichkeiten, diese Daten zu analysieren. Diese Daten haben einen hohen Wert und müssen – ganz im Sinne guter wissenschaftlicher Praxis – in allen Phasen des Datenlebenszyklus verantwortungsvoll gesichert werden sowie zugänglich und reproduzierbar sein.

Um diesem digitalen Wandel an den Hochschulen gerecht zu werden, bedarf es verschiedener Infrastrukturen und Angebote zur Unterstützung der Forschenden im Umgang mit ihren digitalen Forschungsdaten. Daher arbeiten zehn hessische Hochschulen und die Verbundzentrale des Hessischen Bibliotheks- und Informationssystems unter Federführung der Philipps-Universität Marburg beim Aufbau einer nachhaltigen Infrastruktur zusammen.

Diese Forschungsdateninfrastruktur soll die notwendigen organisatorischen und technologischen Prozesse anstoßen und koordinieren, um Forschungsdatenmanagement an den beteiligten Hochschulen zu verankern. Dazu gehören nicht nur ein technisches Angebot, etwa in Form eines Repositoriums, sondern auch Beratung und Serviceleistungen.

Konkret bedeutet dies,

 

  • an den beteiligten hessischen Hochschulen die Verabschiedung von Forschungsdatenpolicies anzustoßen;
  • bei allen Partnern Schulungs- und Beratungsangebote entwickeln;
  • im Vorfeld von Drittmittelanträgen zu Datenstrategien und Datenmanagementplänen zu beraten;
  • ein gemeinsames Informationsportal zu entwickeln;
  • den Forschenden Informationen zu Rechtsfragen (Lizenzen, Datenschutz) zur Verfügung zu stellen;
  • lokale Ablagen zur Sicherung, Archivierung und Publikation von Daten (Repositorien) so zu entwickeln, dass sie hessenweit vernetzt und mit Metadaten verknüpft sind;
  • bei aktiv genutzten Daten zu unterstützen, d.h. zu Tools, Versionierung und Lizenzierung.

Um dies auf sichere Füße zu stellen, werden in der ersten Projektphase (2016 bis 2018) einzelne dieser Elemente mit Piloten getestet. Ebenso wird ein Gesamtkonzept zur Hessischen Forschungsdateninfrastruktur entwickelt.

Warum Forschungsdatenmanagement?

Digitale Forschungsdaten gewinnen nicht nur durch ihre wachsende Menge an Bedeutung. Vielmehr sind sie eine spezielle Wissensressource, die einerseits die Nachvollziehbarkeit der Ergebnisse von Forschung absichern. Gleichzeitig können sie zu neuen Erkenntnissen führen, etwa wenn sie durch andere Forschende nachgenutzt werden. Ebenso drängen viele Förderorganisationen darauf, dass Forschungsdaten, die mit öffentlichen Geldern erhoben werden, der Öffentlichkeit nach Möglichkeit auch zur Verfügung gestellt werden (Open Data).

Mehrere Disziplinen bieten bereits große, zum Teil international vernetzte Fachrepositorien an, um das wertvolle Gut Forschungsdaten zu teilen und sicher aufzubewahren (http://www.re3data.org/). Forschungsdaten für mindestens 10 Jahre lang aufzubewahren und zugänglich zu halten gehört dabei zur guten wissenschaftlichen Praxis (http://www.dfg.de/download/pdf/dfg_im_profil/reden_stellungnahmen/download/empfehlung_wiss_praxis_1310.pdf). Doch nicht alle Fächer haben solche Repositorien, und nicht alle der zahlreichen kleineren, heterogenen Datensätze passen zu jedem Zeitpunkt des Datenlebenszyklus bereits in die großen Fachrepositorien. Gleichzeitig weisen diese lokal produzierten Daten für Innovationen in der Forschung einen hohen Mehrwert auf. Nicht zuletzt für diesen ‚long tail‘ entwickeln wir ein institutionelles Angebot, basierend auf ausgewogener regionaler Kooperation und auf regionalen Synergieeffekten. Diese Vorgehensweise entspricht den Erkenntnissen aus unterschiedlichen Umfragen – auch an den hessischen Hochschulen – zum Forschungsdatenmanagement, wonach der Bedarf hoch ist, lokale Lösungen zur Sicherung von Forschungsdaten anzubieten. Auf expliziten Wunsch der Wissenschaftler/innen hin sind entsprechend nicht nur fachdisziplinäre, sondern gerade auch lokal verankerte und unterstützende Services zu entwickeln.

Ein dezidiertes Forschungsdatenmanagement ist zudem in wachsendem Maße Voraussetzung, um Drittmittel zu akquirieren. Dies gilt vor allem für die DFG sowie für EU/Horizon2020. Je nach Ausschreibung ist dies mittlerweile auch beim BMBF der Fall. Es müssen in der Regel Aussagen zur Datenstrategie und zur Nachnutzung der Forschungsdaten enthalten sein, ggf. auch ein Datenmanagementplan. Damit verbunden ist im Übrigen auch die Option, zusätzliche Gelder für die Anschlussnutzung von Daten einzuwerben.

Aber auch im Forschungsalltag bietet aktives Datenmanagement einige Vorteile, denn es beginnt schon bei der Sortierung und Sicherung der Daten in der Arbeitsgruppe, insbesondere dann, wenn Daten überregional und/oder international gemeinsam bearbeitet werden. 

Folgende Hochschulen arbeiten bei „Hessische Forschungsdateninfrastrukturen“ zusammen:

  • Philipps-Universität Marburg (Federführung)

  • Frankfurt University of Applied Sciences
  • Goethe-Universität Frankfurt
  • Hochschule Darmstadt
  • Hochschule Fulda
  • Hochschule Geisenheim
  • Justus Liebig-Universität Gießen
  • Technische Hochschule Mittelhessen
  • Technische Universität Darmstadt
  • Universität Kassel

  • HeBIS-Verbundzentrale

Umgesetzt wird das Projekt durch Forschungsdatenreferent/innen an allen Partnerhochschulen. Die Hochschulbibliotheken und Hochschulrechenzentren an den Standorten sind zentrale Kooperationspartner des Projekts. Teilweise sind auch die Forschungsabteilungen der Zentralverwaltung eingebunden. Das Projekt „Eine gemeinsame Strategie: Hessische Forschungsdateninfrastrukturen“ ist Teil einer Gesamtstrategie der hessischen Hochschulen zum Aufbau von Dienstleistungen für das Forschungsdatenmanagement, die dem digitalen Wandel gerecht werden und ihn unterstützen. Es wird aus dem Innovations- und Strukturentwicklungsbudget des Hessischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst https://wissenschaft.hessen.de/ mit 3,25 Mio. Euro finanziert. Die Laufzeit beträgt knapp 5 Jahre (Mai 2016 bis Dezember 2020).

Projektleitung an der HGU

Tilo Walter
Dipl.-Chemiker Tilo Walter
Gebäude 5910
Raum 01.03
Tel. +49 6722 502 2591
Tilo.Walter(at)hs-gm.de Details

Referentin für Forschungsdaten

Laura Rodriguez
Dr. Laura Rodriguez
Gebäude 5901
Raum 12b
Tel. +49 6722 502 2593
Laura.Rodriguez(at)hs-gm.de Details