Praktische weinbauliche Inhalte digital umgesetzt

Rückblickend ist für die Online-Lehre eines von besonderer Bedeutung: von Anfang an da und erreichbar sein, sich zeitnah um die Probleme kümmern und Vertrauen schaffen. Dies ist nicht immer einfach, aber von essentieller Wichtigkeit.Dipl.-Ing. (FH) Mathias Scheidweiler, Institut für allgemeinen und ökologischen Weinbau

Konzept

Die Umstellung der Präsenzlehre auf die digitale Lehre im Sommersemester 2020 war vor allen Dingen bei Modulen mit einem hohen Praxisbezug eine Herausforderung. Im Modul „Projektstudium allgemeiner und ökologischer Weinbau“ betreuen die Studierenden in kleinen Gruppen verschiedene Projekte direkt in den ihnen zugewiesenen Parzellen. Nach einer gemeinsamen Einleitung in den Tag arbeiten die Projektgruppen unter Anleitung der Betreuungspersonen in „ihrem“ Weinberg. Auf Grund der Anfang des Sommersemesters vorherrschenden Situation, war dies zu Semesterbeginn nicht möglich.

Dabei war es in früheren Jahren die Verantwortlichkeit für den eigenen Projektweinberg, die direkt zu Projektbeginn dazu führte, dass sich die Studierenden mitgenommen fühlten. Um dies unter Corona-Bedingungen aufzufangen, etablierten die Dozierenden sowohl für die individuellen Projektgruppen als auch für die Gesamtorganisation Stud.IP-Gruppen und wöchentliche Videokonferenztermine. Im wöchentlichen Videokonferenztermin für die Gesamtgruppe wurden die Studierenden über die aktuelle Lage im Weinberg sowie organisatorische Aspekte informiert. Außerdem stellten die Dozierenden den Studierenden jeden Montag Lehrvideos und vertonte Powerpoint-Präsentationen (ca. 15 – 20 min) zu verschiedenen fachspezifischen Themen wie z. B. der Spatendiagnose nach dem Flipped Classroom Prinzip zur Verfügung. Die angesprochenen Themen wurden dann noch einmal in den Einzelgruppen (15 Personen) in Videokonferenzen aufgegriffen, die von den jeweiligen Fachkolleginnen und -kollegen betreut wurden.

Während im Modul „Projektstudium allgemeiner und ökologischer Weinbau“ eine gewisse Vorkenntnis der Studierenden vorausgesetzt werden konnte, war dies im Modul „Introduction to Viticulture“ im zweiten Semester des Studiengangs International Wine Business nicht der Fall. Daher wurde der Fokus mehr auf Videokonferenzen mit Videos und Präsentationen gelegt. Dies war aber auf Grund der kleinen Gruppengröße unproblematisch umzusetzen. Durch Umfragetools und die Chatfunktion konnte hierbei direktes Feedback eingearbeitet werden. Größte Herausforderung war die Aktivierung der Studierenden.

Rückblickend ist für die Online-Lehre eines von besonderer Bedeutung: von Anfang an da und erreichbar sein, sich zeitnah um die Probleme kümmern und Vertrauen schaffen. Dies ist nicht immer einfach, aber von essentieller Wichtigkeit. Entscheidend ist aber auch die Selbstdisziplin bei der Kommunikation. Einerseits können und dürfen die Studierenden eine zeitnahe Antwort erwarten, anderseits ist es auch wichtig, sich abzugrenzen und nicht zu jeder Tages- und Nachtzeit zu antworten. Insgesamt war diese Form der Umsetzung sehr zeitaufwendig, wurde aber mit einem guten Feedback der Studierenden entlohnt. 

Kommunikation und Kollaboration
Im gesamten Semester war die Kommunikation mit den Studierenden von hoher Bedeutung. Abhängig vom Feedback der Studierenden wurden verschiedene Tools und Ansätze erprobt und immer wieder angepasst. Neben den fachlichen Aspekten war es für das Gelingen des Moduls wichtig, dass sich die Studierenden kennen lernen und aktiv einbringen konnten. Um die Hemmschwelle abzubauen, wurden in der Projektgruppe „Krähennest“ in Videokonferenzen verschiedene Möglichkeiten der Aktivierung getestet. Neben „Kennenlernspielen“ wie „Ich packe meinen Koffer mit den weinbaulichen Themen“ wurden auch Impulse über Videos und Präsentationen gegeben oder digitale Whiteboards zum Austausch genutzt. Hierdurch konnte die aktive Beteiligung und die Diskussion in der Gruppe gefördert werden. Die Termine für die Videokonferenzen wurden teilweise flexibel gehandhabt, weil die Studierenden tagsüber in den Familienunternehmen gearbeitet haben, da keine Saisonarbeitskräfte verfügbar waren. Die Termine fanden daher oft erst abends statt.

Praxisphase

Als Ende Mai/Anfang Juni dann das erste Treffen mit den Projektgruppen im Weinberg stattfand, konnten sich die Studierenden trotz der „nur“ digital erfolgten Vorbereitung direkt auf das jeweilige Weinbergsprojekt einlassen. Da die Erläuterung der Basics vorab erfolgt war, konnten sie den Fokus im Weinberg noch stärker auf das praktische Arbeiten legen. Auch bei einer Rückkehr zur klassischen Präsenzlehre werden daher sicher einige digitale Elemente in das Modulkonzept integriert werden.

Lernziele
Die Studierenden…

  • … kennen die notwendigen Grundlagen für die Praxisphase im Weinberg
  • … können die erlernten Techniken im Weinberg anwenden

Funktionen

  • Vertonte PowerPoint-Folien und Lehrvideos zur Wissensvermittlung
  • Vertiefung der Grundlagen in Videokonferenzen
  • Kommunikation und Kollaboration
  • Vorbereitung auf die Praxisphase im Weinberg

Technische Umsetzung

  • Stud.IP- Kurs
  • MP4-Videos (vertonte PPTs)
  • BBB und Zoom mit Breakout-Räumen