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Einfluss von Kohlendioxid auf unsere Nahrungsmittel

Im Vordergrund ist eine Rebe, im Hintergrund die Forschungsanlage FACE zu sehen. © Hochschschule Geisenheim

Prof. Dr. Claudia Kammann, Professorin für Klimafolgenforschung an Sonderkulturen an unserer Hochschule, wird am Dienstag, den 11. September 2018 ab 19.15 Uhr ein Live-Interview bei "alle wetter!" im hr geben.

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Steigende atmosphärische CO2-Konzentrationen führen nicht nur häufig zu höheren Ernteerträgen, sondern oft auch zu einer Verschlechterung der Nahrungsmittelqualität. Gerade die Proteingehalte, sowie die Zink- und Eisenkonzentrationen der meisten Welternährungs-Nutzpflanzen sinken schlicht dadurch, dass die atmosphärische CO2-Konzentration immer weiter ansteigt. Je nachdem, wie ernst wir es mit der Bekämpfung des Klimawandels machen, werden wir Ende oder bereits Mitte des Jahrhunderts eine Konzentration von 550 ppm CO2 erreicht haben. Dies ist nahezu eine Verdopplung des vorindustriellen CO2-Gehalts – also der Konzentrationen, die geherrscht haben, als die Menschheit sesshaft wurde und seit sie Kulturpflanzen züchtet und nutzt.

In einer soeben erschienenen Studie im renommierten wissenschaftlichen Fachmagazin Nature Climate Change zeigen die Forscher, Matthew Smith und Samuel Myers, von der Havard School bzw. Havard University in Boston, USA, was dies für eine mögliche Fehlernährung für die Menschheit in der Zukunft bedeutet. Wie so häufig sind es die ärmsten Länder der Welt, in denen sich die Menschen hauptsächlich von pflanzlichen Produkten ernähren, die am stärksten von dieser „automatischen“ Verschlechterung betroffen sind. Regionen mit dem höchsten Risiko sind hier Süd- und Südost-Asien, Afrika und der Mittlere Osten. Die Autoren zeigen, dass die steigenden CO2-Konzentrationen bis 175 Millionen Menschen unter Zinkmangel, und zusätzlich 122 Millionen Menschen unter Proteinmangel leiden werden. Zudem verlieren 1,4 Milliarden Frauen im gebärfähigen Alter und Kinder unter 5 Jahren, die in Ländern mit mehr als 20 Prozent Anämie-Fällen im Bevölkerungsdurchschnitt leben, weitere 4 Prozent ihrer Eisenversorgung. Die Studie zeigt auf, dass es an der Zeit ist, in der Anpassungsforschung an den Klimawandel, beispielsweise bei der Sortenwahl und –züchtung, auch den Faktor „steigende CO2-Konzentrationen“ zu prüfen und die Veränderung durch ansteigende CO2-Konzentrationen in die Ernährungssicherung der gefährdeten Länder mit einzubeziehen.

Wie so häufig ist es auch hier sehr unfair, dass die westlichen Länder, die die Hauptverursacher des CO2-Anstiegs in der Atmosphäre, aufgrund des höheren Anteils von tierischen Produkten in der Ernährung, wie er typisch für „reichere“ Länder ist, nicht von diesem Problem betroffen sind.

 

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