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Ein Radverkehrsnetz für die Mobilitätswende – ohne Kompromisse geht es nicht

Radverkehrsweg in Hessen ©Corinna Spitzbarth

Planungs- und Genehmigungsprozesse für Radwege benötigen kaum weniger Zeit als solche für Straßen an sich, denn sie sind ähnlich komplex. Dabei haben sich die Ziele verändert – um eine Mobilitätswende möglich zu machen, geht es heute vor allem um eines: den Alltags-Radverkehr attraktiv zu machen für die, die noch nicht mit dem Rad unterwegs sind. Dazu braucht es ein sicheres, attraktives und leistungsfähiges Radverkehrsnetz. Der hierfür erforderliche Ausbau der Radverkehrsinfrastruktur eröffnet ein Spannungsfeld zwischen Belangen der Mobilität und von Natur und Landschaft, das eine Tagung an der Hochschule Geisenheim beleuchtete.

 

Mehr als 150 Personen nahmen an der hybriden 6. Tagung „Straße und Landschaft“ teil, zu der Hessen Mobil - Straßen- und Verkehrsmanagement, der Landesbetrieb Mobilität Rheinland-Pfalz und das Kompetenzzentrum Kulturlandschaft (KULT) der Hochschule Geisenheim eingeladen hatten. Ziel war es, Akteurinnen und Akteure aus der Planung der Verkehrsinfrastruktur mit solchen der Landschaftsplanung, der Landnutzung, Kommunen und Verbände in den Austausch zu bringen.

Ohne Asphalt geht es in den meisten Fällen nicht, war eine der Botschaften – denn wassergebundene Decken erreichen weder den für die Sicherheit des Radverkehrs notwendigen Qualitätsstandard noch können sie die fälschlich versprochene Versickerungsfähigkeit für Niederschlagswasser erfüllen. Wichtiger ist die ortsnahe flächige Versickerung im Umfeld. Ob eher helle Oberflächen sinnvoll sind, um die sommerliche Aufheizung zu begrenzen und die Zerschneidungswirkung für Tiere zu reduzieren, blieb offen – speziell nach besonderen Witterungsereignissen müssten sie auch eher gereinigt werden. Ein weiteres Thema war die Störung der nach der FFH-Richtlinie besonders zu schützenden Fledermäuse durch Radwege-Beleuchtung: Nicht alle Arten sind betroffen und eine bedarfsgesteuerte Beleuchtung durch Bewegungsmelder an Solarleuchten kann Konflikte weitgehend vermeiden. Inwieweit das auf Insekten übertragen werden kann, ist noch nicht hinreichend erforscht.

Vorträge und Diskussionen drehten sich weiter um Standards und Musterlösungen im Radwegebau, forstrechtliche Belange wie die Verkehrssicherungspflicht, landespflegerische Aufgaben, Nachhaltigkeits-Bewertung für Radweg-Alternativen, die Beachtung der FFH-Richtlinie für geschützte Lebensraumtypen und der Umgang mit der historischen Kulturlandschaft beim Radwegebau entlang des Rheins am wohl neuralgischsten Punkt, der Loreley. Viele Themen bedürfen der weiteren Vertiefung. „Wir werden den Dialog fortsetzen“, erklärte Moderator Prof. Dr. Eckhard Jedicke im Namen der drei Veranstalter: Die nächste Tagung „Straße und Landschaft“ soll 2025 folgen.

 

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