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Oenotrace: Vom Weinberg in die Flasche – Rückverfolgung nachhaltiger Praktiken im Weinbau bei voller Transparenz

Konzeptionelle Struktur und Informationsflüsse im Projekt Oenotrace

Ein internationaler Projektverbund mit sieben Partnern aus fünf EU-Staaten, der von Prof. Dr. Dimitrios S. Paraforos, Leiter des Instituts für Technik der Hochschule Geisenheim, koordiniert wird, arbeitet an der Entwicklung eines ganzheitlichen digitalen Ansatzes für die vollständige Transparenz nachhaltiger Anbaupraktiken im Weinbau, um so deren breite Implementierung in Zukunft zu fördern.

Europäische Winzerinnen und Winzer sehen sich einem zunehmenden Wettbewerbsdruck und Herausforderungen durch den Klimawandel ausgesetzt. Das erhöht die Zahl der Unsicherheitsfaktoren im Weinbau, während sich die Konsumentinnen und Konsumenten eines hochwertigen Genussmittels wie Wein gleichzeitig immer mehr Transparenz hinsichtlich seiner Umweltwirkungen wünschen. Bisher etablierte, auf Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT) basierende Rückverfolgbarkeitslösungen für die Weinwertschöpfungskette haben sich vor allem auf Lebensmittelsicherheit und die Aufdeckung von Betrug fokussiert. Die Bereitstellung von CO2- und Wasser-Fußabdrücken erfolgte über zum Teil stark vereinfachende Life Cycle Assessment Ansätze. Den genauen umweltrelevanten Prozessen im Weinberg wie dem Management von Wasser, Energie und agronomischen Inputs sowie den Treibhausgasflüssen, wurde bisher wenig Aufmerksamkeit geschenkt.

Das vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) geförderte Projekt „Oenotrace“ zielt auf den Einsatz von digitalen Werkzeugen ab, um nachhaltige Praktiken im Weinbau automatisch und vollkommen transparent zu verfolgen. Um dieses Ziel zu erreichen, wird zunächst die gesamte Wertschöpfungskette unter intensivem Einbezug verschiedener Stakeholder analysiert. Für einen spezifischen Anwendungsfall in Deutschland wird ein IoT-Netzwerk eingerichtet, um einzelne Schritte innerhalb der Weinwertschöpfungskette zurück verfolgen zu können. Mithilfe von umfassenden Datenerhebungskampagnen an Versuchsstandorten in Deutschland und Italien werden agronomische Algorithmen mit Hilfe von Rebenmodellen entwickelt, kalibriert und validiert, um schließlich Precision Viticulture Praktiken umsetzen zu können. In Verbindung mit Umweltmodellen sollen Wasser- und Treibhausgas-Flüsse auf Feldebene präzise ermittelt werden, um davon Nachhaltigkeitsindikatoren für einen digitalen Produktpass abzuleiten. Eine Analyse-Pipeline für Maschinendaten soll dabei helfen, die Menge der verwendeten Inputs wie Pestizide und Diesel zu quantifizieren. Alle Datenströme und Algorithmen sollen auf einer Datenplattform integriert werden, um schließlich Informationen über die Nachhaltigkeit der Primärproduktion in einem Web-Frontend bereitzustellen, welches von verschiedenen Akteurinnen und Akteuren genutzt werden kann.

Aus wissenschaftlicher Sicht wird Oenotrace neue Erkenntnisse über die ökologischen Auswirkungen von Anbaupraktiken liefern und neue IKT-gestützte Werkzeuge entwickeln, mit denen Winzerinnen und Winzer ihre betriebliche und ökologische Leistung verbessern können. Gleichzeitig soll die Weinbranche die Nachfrage der Verbraucherinnen und Verbraucher nach einem detaillierteren Einblick in die Produktion befriedigen und potenziell höhere Einnahmen erzielen können. Langfristig, das heißt über den Rahmen des Forschungsprojekts hinaus, können die Ergebnisse zur Entwicklung neuer, datengesteuerter Anreiz-/Belohnungssysteme oder gezielterer Subventionsprogramme, auch für andere Lebensmittel-Wertschöpfungsketten, führen. Das Verbundprojekt wird vom ERA-NET ICT-AGRI-FOOD gefördert und vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (Projektträger: Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung) finanziell unterstützt.

Kontakt: Prof. Dr. Dimitrios S. Paraforos, Professur für Technik im Anbau von Sonderkulturen

Projektlaufzeit: 1. Juni 2023 bis 31. Mai 2026

Projektpartner:

  • Hochschule Geisenheim University; Institut für Technik (Gesamtkoordination)
  • Aarhus University, Department of Agroecology, Dänemark
  • Beia Consult International, Rumänien
  • National Research Council of Italy, Institute of Bioeconomy, Italien
  • University College Dublin, School of Biosystems and Food Engineering, Irland
  • Exa Computing GmbH, Deutschland
  • Deutscher Weinbauverband e.V., Deutschland

Kategorien: Mein-Netzwerk, Alumni, FORSCHUNG, Technik, Nachrichten