Forschung an der Hochschule Geisenheim

Aktuelles und neue Projekte

56. DGG-BHGL Jahrestagung in Braunschweig: Optimierte Strategien für Bodenfruchtbarkeit und Ressourcenschutz im Gartenbau

Herzlichen Glückwunsch an Tobias Körner (2. von links) zum 3. BHGL-Posterpreis für den Wissenschaftlichen Nachwuchs. Bildquelle: Simone Röhlen-Schmittgen/Hochschule Geisenheim

Unter dem übergeordneten Thema „Ressourcen sichern, schützen und aufbauen – Boden und Substrate im Gartenbau“ fand in diesem Jahr die 56. Jahrestagung der Deutschen Gartenbauwissenschaftlichen Gesellschaft (DGG) und des Bundesverbandes der Hochschulabsolventen/Ingenieure Gartenbau und Landschaftsarchitektur (BHGL) am Thünen-Institut in Braunschweig statt. Nach den Keynote-Vorträgen zum thematischen Schwerpunkt der Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit und des Ressourcenschutzes startete eine spannende Zeitreise „Rückblick aus dem Jahr 2040: Die Erfolgsgeschichte der Torfreduktion“ im Rahmen eines partizipativen Workshops. Es folgten Vortragsreihen zu verschiedenen Forschungsbereichen mit 48 Vorträgen sowie 46 Posterpräsentationen.

Die HGU war mit insgesamt zwei Vorträgen und vier Postern aus den vier Instituten für Frischproduktlogistik, Gemüsebau, Phytomedizin sowie Urbaner Gartenbau und Pflanzenverwendung vertreten. Ebenfalls vertreten war der Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen. Für die Professur Gemüsebau referierte Prof. Jana Zinkernagel in ihrem Vortrag Increasing resilience of vegetable cropping systems – lessons learned from collaborating practice and science und M.Sc. Samantha Rubo in ihrem Vortrag zur Integrative Machine Learning for Precision Irrigation: Enhancing Spinach Crop Water Management Through Multisource Data Fusion. Dr. Simone Röhlen-Schmittgen stellte das Projekt QCuK mit der PosterpräsentationCharakterisierung unterschiedlicher Zucchinisorten auf Ertrag und Wachstum unter reduzierten Bewässerungsbedingungen vor. Dr. Jörg Kunz und Dipl. Ing. Dirk Leistikow waren mit ihrem Poster Zweistufige Produktion von 2xv Hochstämmen im AirPot U-System und Verschulung im Boden vertreten.

Erfolgreiche Beiträge von Geisenheimer Nachwuchswissenschaftler:innen

Mit dem Titel Interaction of salt priming with various stressors in tomato production gewann wiederholt M.Sc. Tobias Körner den 3. Platz des BHGL Posterpreises für Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler. Zudem gewann Frau Christin Stallkamp (Hochschule Osnabrück) den 2. Posterpreis mit ihrer Ausarbeitung zur Thematik ExtraHerb Topfkräuter nachhaltig verpacken - Eine verbrauchergeleitete Entwicklung und Erprobung neuer Lösungen in Zusammenarbeit mit Prof. Kai Sparke und Dr. Anne-Kathrin Kleih der Professur für Gartenbauökonomie. Herzlichen Glückwunsch!

Erfolgreich haben sich auch zwei Gruppen von Nachwuchswissenschaftler:innen aus dem Studiengang Gartenbau (B.Sc) der HGU zur Green Challenge des DGG angemeldet. Ganz unter dem Kernthema der Tagung durften sich die Studierenden daran ausprobieren, Chinakohl-Jungpflanzen in einem möglichst stark torfreduzierten Substrat zu kultivieren. Neben der Teilnahme an der wissenschaftlichen Tagung und den Vorträgen bestand dadurch die Möglichkeit, Erfahrungen in der Kulturführung, der Mischung von Substraten und der Funktion diverser Substratausgangsstoffe zu sammeln. Ihre praktische Versuchsdurchführung fand am Institut für Urbanen Gartenbau und Pflanzenverwendung statt.

Einladung zu zukünftigen Diskussionen

Federführend organisiert wurde aus Geisenheimer Reihen die diesjährige Tagung durch Prof. Dr. Heiko Mibus-Schoppe, Institut für Urbanen Gartenbau und Pflanzenverwendung, als noch amtierender DGG Präsident, sowie durch Dr. Simone Röhlen-Schmittgen als Sprecherin für die Sektion Gemüsebau. Nach dem Auftakttreffen der JungDGG in Osnabrück fand auch dieses Jahr in Braunschweig ein Workshop für den wissenschaftlichen Nachwuchs statt, der von M.Sc. Sabine Wittmann, HSWT/TUM, und von B.Sc. Ruven Gierholz, Institut für Gemüsebau, organisiert wurde.

Alle Studierenden und Forschende sowie Lehrende der gartenbauwissenschaftlichen Disziplinen sind herzlichen eingeladen sich bei zukünftigen Diskussionen während der kommenden Jahrestagungen, Sektionssitzungen und Studierendentreffen einzubringen. In 2025 lädt Frau Dr. Ellen Richter zur 57. Jahrestagung an den Standort Essen ein.

 

Weitere Informationen

Website der Deutschen Gartenbauwissenschaftlichen Gesellschaft: DGG – Deutsche Gartenbauwissenschaftliche Gesellschaft e.V. (dgg-online.org)

Kategorien: Fachmesse, Gartenbauwissenschaften, Logistik und Management Frischprodukte, Urbanen Gartenbau, Phytomedizin, Gemüsebau

Bilderreihe

HGU Teilnehmer:innen der 56. BHGL-DGG Jahrestagung der Institute für Gemüsebau, Phytomedizin sowie Urbaner Gartenbau und Pflanzenverwendung sowie des Landesbetriebs Landwirtschaft Hessen. Bildquelle: Maren Stollberg/Hochschule Geisenheim
Teilnehmer:innen der Green Challenge aus dem ersten Semester Gartenbau der HGU. Bildquelle: Maximilian Albert/Hochschule Geisenheim

Wir schaffen Strategien für eine nachhaltige und lebenswerte Zukunft

Klimawandel, Biodiversitätsverlust, Nachhaltigkeitsziele – die globalen Anforderungen unserer Zeit sind vielfältig!

Für unsere Hochschule mit ihrem klaren Schwerpunkt auf Sonderkulturen und deren Produkten sowie der nachhaltigen Entwicklung von Kulturlandschaften und städtischen Freiräumen ergeben sich aus diesen Herausforderungen zahlreiche Fragen: Wie können wir zukünftige Formen der Landbewirtschaftung entwickeln, insbesondere im Hinblick auf Pflanzen wie Weinreben, Obst und Gemüse, die eine intensive Kulturführung benötigen? Wie lassen sich Städte und Kulturlandschaften so gestalten, dass sie an die Auswirkungen des Klimawandels angepasst sind und zugleich Potenzial bieten, selbigem entgegenzuwirken? Wie können wir auch zukünftig eine wachsende Bevölkerung mit gesunden, sicheren und nachhaltig produzierten Lebensmitteln versorgen? Dies sind Beispiele, denen sich unsere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im globalen wie auch regionalen Maßstab stellen und an die sie in Forschung und Lehre anknüpfen – und deren Lösung mit Sicherheit zukünftig eine riesige Aufgabe darstellt! Unsere Forschung muss dabei gleichermaßen anwendungs- wie grundlagenorientiert sein. Durch zahlreiche Kooperationen sind wir mit renommierten Hochschulen und Forschungseinrichtungen, aber auch mit Partnern aus Wirtschaft und Verbänden, im In- und Ausland vernetzt. Diese Netzwerke müssen wir in Zukunft noch stärker nutzen, da die Dimension der Herausforderungen mittlerweile einen globalen Maßstab erreicht hat und Lösungswege kaum mehr adäquat von einzelnen Institutionen – unabhängig von deren Größe – bearbeitet werden können. So stellen wir uns gemeinsam, im grenzüberschreitenden Verbund, mit guten Ideen, klugen Köpfen sowie Engagement und Vehemenz den zahlreichen Herausforderungen in unseren Branchen.

Auf unserer Website wollen wir Ihnen einen Einblick in unsere Themengebiete und zum Teil weltweit einmaligen Infrastrukturen für Forschung und Lehre auf unserem Campus geben. Als Hochschule mit einem besonderen Profil und einem Fokus auf Arbeiten entlang der gesamten Wertschöpfungskette von Sonderkulturen fühlen wir uns besonders verpflichtet, Strategien für eine nachhaltige und lebenswerte Zukunft zu schaffen. Erfahren Sie, welche Ansätze wir hierfür verfolgen:

Unsere Forschungsschwerpunkte

Nachhaltigkeit und Anbausysteme

Ertragssichere, qualitätsorientierte und nachhaltige Anbausysteme für Sonderkulturen entwickeln

Der Anbau von Reben, Obst, Gemüse und Zierpflanzen ist mit einer intensiven Kulturführung und einem hohen Ressourceneinsatz verbunden. Damit steht auch der Wein- und Gartenbau im Spannungsfeld, einerseits qualitativ hochwertige und marktgerechte Erzeugnisse in ausreichender Menge zu produzieren, andererseits aber auch zukunftsorientiert zu handeln, Natur- und Umweltaspekte vermehrt zu berücksichtigen und Ressourcen nachhaltig einzusetzen. Ziel unserer Forschungsarbeiten ist daher die Entwicklung von innovativen und ökologisch verträglichen Anbaustrategien für Sonderkulturen. So arbeiten wir an der Züchtung neuer Sorten oder Wuchsformen, die besser an den Klimawandel, an Standorteigenschaften oder an Schaderreger angepasst sind, nur einen reduzierten Ressourceneinsatz benötigen und eine effiziente und für die Produzierenden ertragssichere Produktion ermöglichen. Des Weiteren erproben wir intelligente Sensorsysteme, um die Nutzung knapper Ressourcen wie Wasser und Nährstoffe gezielt zu steuern und zu optimieren und prüfen alternative Strategien wie den Einsatz mikrobieller Antagonisten zur Kontrolle von Schaderregern oder den Zusatz von Stoffen zur Verbesserung der Standortbedingungen. Gemeinsam mit unseren Partnern erarbeiten wir Maßnahmen zur Diversifizierung der Anbausysteme von Sonderkulturen, um Ökosystemleistungen und Biodiversität zu erhalten.

Qualität, Vermarktung und Bioökonomie

Agrarische Produkte mit Schwerpunkt pflanzliche Erzeugnisse innovativ und sicher verarbeiten und vermarkten und im Sinne der Bioökonomie nutzen

Nachhaltiges Handeln in der Produktion von Lebensmitteln erstreckt sich von der Erzeugung der Kulturen über die Verarbeitung bis zur Abgabe der Produkte an die Verbraucherin bzw. den Verbraucher. Zugleich müssen die zu vermarktenden Produkte sicher und gesundheitlich unbedenklich sein. Ein nachhaltiges Wirtschaftssystem muss außerdem biologische Ressourcen, Prozesse und Systeme noch effizienter als bisher nutzen. Damit ist Bioökonomie in der Lebensmittelproduktion ein wichtiger Pfeiler, um Nachhaltigkeitsziele zu erreichen. Dies greifen wir in unseren Forschungsarbeiten auf. So befassen wir uns mit der Entwicklung energieeffizienter und ressourcenschonender Verarbeitungsweisen von pflanzlichen Erzeugnissen sowie mit der Gewinnung und Formulierung von funktionellen Inhaltsstoffen aus Ernteprodukten und deren Nebenstoffströmen. Darüber hinaus werden Mikroorganismen hinsichtlich ihres Potentials als Schutzkultur bei der Lebensmittelherstellung untersucht. In Verbundprojekten mit externen Partnern bewerten wir auch die gesundheitliche Wirkung von pflanzlichen Inhaltsstoffen. Erzeugte Produkte werden durch unser hochschuleigenes Panel intensiv sensorisch bewertet. Marktforschungsdaten, Unternehmensanalysen und Analysen des Konsumverhaltens der Kundinnen und Kunden helfen, insbesondere im Bereich der Vermarktung von Wein Trends zu erfassen und daraus Muster für zukünftige Marketingstrategien abzuleiten. Des Weiteren analysieren wir die logistischen Herausforderungen in der Produktionskette von Lebensmitteln vom Betrieb zur Endkonsumentin und zum Endkonsumenten, von der Verpackung zur Distribution.

Kulturlandschaft und Urbane Räume

Kulturlandschaften und städtische Freiräume zukunftsfähig gestalten und weiterentwickeln

Kulturlandschaften und urbane Räume haben in der Vergangenheit tiefgreifende Veränderungen erfahren. So hat eine Intensivierung der Landnutzung zu einem Verlust wertbestimmender Merkmale und zu einem Rückgang der biologischen Vielfalt geführt. Gesellschaftliche Veränderungen und Anforderungen beeinflussen auch die Freiraumplanung von Stadtregionen, deren Lebensqualität nicht zuletzt vom Vorhandensein grüner Infrastrukturen wie Grüngürtel oder Parks geprägt wird. Hier setzen unsere Forschungsarbeiten an, in denen wir uns mit der Entwicklung von Methoden zur Evaluierung der städtischen Freiraumgestaltung sowie der Untersuchung der sozialen Nachhaltigkeit und Leistungsfähigkeit von urbanen Freiräumen befassen. Des Weiteren werden Verfahren zur Begrünung bodenferner Standorte entwickelt und Aspekte zur Verwendung von Pflanzen im urbanen Raum insbesondere vor dem Hintergrund des Klimawandels erarbeitet. Zudem zeigen wir Strategien auf, um insbesondere Weinbau-Kulturlandschaften an die Herausforderungen des Klimawandels anzupassen und biologische Vielfalt bzw. den Erhalt einzelner Zielarten in der Kulturlandschaft zu sichern. Anknüpfend an die Entwicklung nachhaltiger Anbausysteme bieten unsere Arbeiten aber auch Raum für die Entfaltung neuer Produktionsszenarien, die nachhaltige und multifunktionale Kulturlandschaften mit hohem ökologischen und touristischen Wert schaffen.

Klimawandel, Stoffkreisläufe und Ökobilanzen

Risiken des Klimawandels beurteilen und Strategien zur Anpassung und Minderung der Folgen erarbeiten

Der Klimawandel und die mit ihm verbundenen Änderungen hinsichtlich Temperatur- und Niederschlagsverteilung sowie atmosphärischer CO2-Konzentration zeigt bereits jetzt erhebliche Auswirkungen auf die Produktionssicherheit und die Produktionsbedingungen von Sonderkulturen, auf Stoffkreisläufe in Böden und Ökosystemen sowie auf die Planung und das Management von urbanen Grün- und Freiraumflächen. Damit werden Entwicklungen von Anpassungsstrategien für den Wein- und Gartenbau notwendig, die im Fokus unserer Forschungsarbeiten stehen. So werden Maßnahmen zur Deckung des zukünftigen Wasserbedarfs und zur Kontrolle von (neuen) Schaderregern entwickelt. Des Weiteren untersuchen wir Effekte veränderter klimatischer Verhältnisse auf Fruchtertrag, Fruchtqualität, Inhaltsstoffe sowie Aromen von Trauben und gartenbaulichen Produkten. Schließlich erarbeiten wir Strategien für eine aktive Verringerung der Treibhausgasemissionen (Mitigation) in der landwirtschaftlichen Praxis und bilanzieren diese im Sinne einer Nachhaltigkeitsbewertung hinsichtlich der CO2-Kompensation. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Erforschung der Auswirkungen des Klimawandels auf den Weinbau in Steillagen, auch vor dem Hintergrund der Kulturlandschaftsentwicklung, der Steigerung der Biodiversität und damit der Förderung von Ökosystemdienstleistungen.

 

Digitalisierung und Modellierungen

Digitalisierung in der Produktion und Vermarktung von Sonderkulturen und in der Landschaftsplanung verwirklichen

Digitale Anwendungen haben in vielen Bereichen entlang der gesamten Wertschöpfungskette von Sonderkulturen Eingang gefunden. So werden intelligente Technologien und automatisierte Arbeitsprozesse beim Anbau der Kulturen, wie beispielsweise bei der Düngung und beim Pflanzenschutz, aber auch bei der Verarbeitung, dem Transport und der Vermarktung eingesetzt. Nachhaltige Anbau-, Verarbeitungs- und Vermarktungsstrategien werden digitale Techniken zukünftig noch stärker nutzen. Dies greifen wir in unseren Forschungsarbeiten auf und arbeiten so an der Entwicklung berührungsloser Sensortechnik und einfach zu bedienender Prognosemodelle zur Optimierung der Ressourcennutzung sowie zur Früherkennung von Stress und Krankheiten. Digitale Entwicklungen werden auch in verfahrenstechnischen Ansätzen eingesetzt, beispielsweise beim Einsatz von Drohnen zur Pflanzenschutzapplikation oder zur zielgerichteten Erfassung des Nährstoffbedarfs eines Pflanzenbestandes. Über eine digitale Simulation des Pflanzenwachstums und eine Modellierung von virtuellen Weinbergen wollen wir überdies die Folgen des Klimawandels auf Pflanzenarchitektur und Stressereignisse prognostizieren. In der Getränkeproduktion ermöglicht die Modellierung komplizierter Verfahrensschritte eine genaue Analyse und damit Optimierung dieser Abläufe. Eine optimierte Datenerfassung erlaubt es zudem, Lieferketten von der Erzeugerin bzw. vom Erzeuger zur Produzentin bzw. zum Produzenten effizienter zu gestalten.

Unsere Hochschule bietet einmalige Möglichkeiten, wissenschaftlich herausragende und zugleich praxisnahe Forschung entlang der gesamten Wertschöpfungskette von Sonderkulturen zu betreiben. Vizepräsidentin Forschung Prof. Dr. Annette Reineke