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Ökonomisches Experiment zur Zahlungsbereitschaft von Weintouristen

Wissenschaftliches passend zur Jahreszeit: Erster Einblick in die Ergebnisse des Glühweinexperiments, das zwei Doktranden am Institut für Wein- und Getränkewirtschaft der Hochschule Geisenheim durchgeführt haben.

Die Doktoranden Linda Bitsch, M.Sc., und Jens Rüdiger, M.Sc., untersuchten unter der Leitung von Prof. Dr.  Jon Hanf im Rahmen eines Glühweinexperimentes die Zahlungsbereitschaft von Weintouristen. Dafür wurde von der Hochschule Geisenheim eine Finanzierung zur Verfügung gestellt, um im Bereich des partizipativen Preismechanismus „Pay-What-You-Want“ zu forschen. Bei dieser Preissetzungsstrategie besteht vom Verkäufer keine zuvor festgesetzte Preisschwelle und der Käufer setzt den Preis – von null bis unendlich – selbst fest. Der Verkäufer muss dabei jeden bezahlten Preis akzeptieren.

Inhalt des ökonomischen Experiments war eine 15-minütige Glühweinwanderung durch die Weinberge der Hochschule. Hierbei gab ein Wanderführer den 18 verschiedenen Gruppen auf der Glühweinwanderung unterschiedlich viele Informationen in Form von Geschichte des Weinbaus im Rheingau, der Geschichte des Glühweins bis hin zu einem Referenzpreis der Veranstaltung mit. Am Ende des Experiments wurde von den 252 Studierenden aller Studiengänge der Hochschule, die am Experiment teilgenommen haben, ein Fragebogen ausgefüllt und sie konnten sich im Zuge dessen freiwillig mit einem Betrag an den Kosten der Glühweinwanderung beteiligen.

Um zu untersuchen, wie sich die beiden Einflussfaktoren „Informationen“ und „Referenzpreis“ auf die tatsächliche Zahlungsbereitschaft der Weintouristen auswirken, wurden vier Versuchsordnungen untersucht (siehe Tabelle 1). Dabei zeigen die Ergebnisse, dass sich 134 der 252 Teilnehmer mit einem Beitrag zwischen 0,10 und 5,00 Euro beteiligten – wenngleich sie dies, bei der Annahme der menschlichen Präferenz zu einem kostenminimierenden Verhalten, nicht hätten tun müssen. So kann daraus der Schluss gezogen werden, dass sich das Entscheidungsverhalten durch die Art der Informationsvermittlung beeinflussen lässt.

Bei dem Experiment wurde der höchste Beitrag bei der Versuchsanordnung „keine Informationen“ und „Referenzpreis vorhanden“ erzielt. Dabei wurde die Höhe des Betrags durch eine zunehmende Gruppengröße signifikant beeinflusst. Zudem machten sich Erfahrungen mit weintouristischen Veranstaltungen, beispielsweise, wenn Teilnehmende zuvor bereits eine weintouristische Veranstaltung besucht hatten, durch einen höheren Teilnahmebeitrag bemerkbar. Die im Vorfeld des Experimentes getroffene Annahmen, dass sich der gezahlte Beitrag durch einen generellen Bezug zu Wein oder Weinwissen positiv beeinflussen lässt, konnte hingegen nicht bestätigt werden.

Die gewonnenen Ergebnisse und weitere erhobene Informationen wurden statistisch ausgewertet und werden zeitnah in verschiedenen wissenschaftlichen Publikationen vorgestellt.

Kategorien: Weinbau, Önologie und Weinwirtschaft (M.Sc.), VITIS-VINUM (M.Sc.), Vinifera EuroMaster (M.Sc.), Weinwirtschaft (M.Sc.), Oenologie (M.Sc.), International Wine Business (B.Sc.), Internationale Weinwirtschaft (B.Sc.), Weinbau und Oenologie (B.Sc.), Wissenschaftlicher Nachwuchs, Wein- und Getränkewirtschaft, Nachrichten