Institut für Angewandte Ökologie

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Steillagen-Allianz

Wissenschaftler und Winzer kooperieren, um Steillagenweinbau zukunftsfähig zu machen

Steillagen prägen seit Jahrhunderten einen großen Teil der Fluss-Kulturlandschaften. Diese einmaligen Landschaften und die Winzerinnen und Winzer stehen vor großen Herausforderungen im Kontext der klimatischen Entwicklungen, des massiven Verlusts an Biodiversität in vielen Agrarproduktions-Standorten, der wirtschaftlichen Zwänge und der rasanten technologischen Entwicklung. Um zukunftsfähig zu sein, benötigt es starke Partnerschaften zwischen Forschung/Ausbildung und Praxis. Unsere Hochschule und die hessischen Staatsweingüter Kloster Eberbach bilden eine solche Partnerschaft zur Zukunftssicherung der Steillagen. Aus diesem Anlass fand am 29. Mai 2018 in der Domäne Assmannshausen eine Pressekonferenz zur „Steillagen-Allianz“ statt.

Gleich mehrere Institute unserer Hochschule befassen sich mit dem umfangreichen Thema. Zum einen das Institut für allgemeinen und ökologischen Weinbau, das sich mit der Bewässerungssteuerung und neuen Anbaumethoden im Steilhang beschäftigt. Das Institut für Wein- und Getränkewirtschaft befasst sich mit der Ökonomie und Wirtschaftlichkeitsanalysen und das Institut für Technik ist mit dem Einsatz einer Drohne mit am Start. Die Hochschule hat zwar ein eigenes Weingut, aber mit einer kleinen Ausnahme, keine Steillagen. Diese, sowie personelle Unterstützung bringen die Staatsweingüter ein, denn von den bewirtschafteten 240 Hektar entfallen knapp 40 Prozent auf die Anbauform. Deswegen profitieren die Hochschule als auch die Staatsweingüter gegenseitig und haben die Möglichkeit, im größeren Rahmen Prozesse abzubilden und Versuche durchzuführen.

Ziel ist es, Antworten auf die Fragen, wie man sich im Zuge der klimatischen, technischen und ökonomischen Entwicklung zukunftsfähig aufstellen kann, zu finden. Denn es gilt immer wieder neue Herausforderungen zu meistern. „So steigt die Quote der Erosionsproblematik an“, betont Prof. Dr. Hans Reiner Schultz, Präsident der Hochschule Geisenheim und ergänzt, dass alte Strukturen und die Kultur nicht erhalten werden können, wenn neue Technologien wie Drohnen nicht eingesetzt werden. Außerdem haben Steillagen in vielen Fällen keine wirtschaftlichen Alternativen. „Wir müssen immer wieder überlegen, wie wir Steillagen auf Dauer erhalten können und gewinnbringend bewirtschaften können“, so der Geschäftsführer der Hessischen Staatsweingüter GmbH Kloster Eberbach, Dieter Greiner. Prof. Dr. Hans-Peter Schwarz vom Institut für Technik macht auf die Schwachstelle „Arbeitszeit“ aufmerksam und erklärt, dass sich mittels Drohne und Traubenvollernter Einsparungen ergeben können. Derzeit wird in den Steillagen mit dem Agronator, einem Prototyp einer Drohne mit über 4,60 Meter Spannweite, fleißig getestet, wie Pflanzenschutzmittel effizient und präzise ausgebracht werden können. Bislang passiert dies an schwierig zugänglichen Stellen noch durch den Einsatz durch Hubschraubern, die aber leider sehr laut sind und durch die hohe Abdrift nicht optimal Pflanzenschutzmittel verteilen.

Laut Prof. Dr. Manfred Stoll vom Institut für allgemeinen und ökologischen Weinbau ist die zentrale Herausforderung des gegründeten Bündnisses, die Forschungsergebnisse in den Betrieben umzusetzen. Ein weiteres Forschungsfeld ist der Vergleich der Bewirtschaftung in der Falllinie mit der Querterrassierung. Hier entsteht zusätzlich zur weinbaulich genutzten Fläche eine ökologische Fläche zur Biodiversitätsverbesserung und die Begrünung sorgt zudem für Erosionsschutz. Außerdem ist sie für normale Schmalspurschlepper zugänglich. Da Forschung auch immer finanzielle Unterstützung braucht, wird die Steillagen-Allianz durch das HMWK (Hessisches Ministerium für Wissenschaft und Kunst) unterstützt. Das BioQuiS Projekt, welches sich mit der Querterrassierung befasst und zusammen mit drei Pilotbetrieben (Staatsweingüter, Weingut Laquai und Weingut Ratzenberger) arbeitet, wird von der DBU (Deutsche Bundesstiftung Umwelt) gefördert.

In der Zukunft wird sich auch durch Robotik bei der Bewirtschaftung einiges ändern. Winzerinnen und Winzer können dadurch flexibler und mit alternativen Anbauformen, wie dem Minimalschnitt, anders agieren. Da die Böden in Steillagen nicht so viel Wasser aufnehmen wie andernorts, ist auch die gezielte Bewässerungssteuerung sehr wichtig. Von Interesse sind auch Untersuchungen an roten Rebsorten. Denn Steillagen bieten mehr Sonne und bei Rotwein liegt die Zahlungsbereitschaft höher. Dennoch ist es unabdingbar, die Besonderheit von Steillagen-Wein an die Verbraucher zu kommunizieren, den erhöhten Aufwand wertzuschätzen und sich für den Erhalt der Kulturlandschaft zu engagieren.  

 

Tina Kissinger

 

 

 

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